Welche Reitweise ist die Beste?

Klassisch, FN, Akademisch, Légèreté, Altkalifonisch, Western, Italienisch, Französisch, Portugiesisch. Es gibt Reitweisen und Richtungen wie Sand am Meer, doch welche davon ist die Beste?

Wieso unterscheiden sich diese Reitweisen überhaupt voneinander und warum lerne ich bei dem einen Reitlehrer die Hände tief und bei dem anderen die Hände hoch zu tragen.
Wieder einer möchte die Hände breit und der nächste sagt ich soll die Hände nicht so breit nehmen.

Die einen reiten in Langsamkeit mit geradem Hals und die nächsten in Tempo und stark gebogenem Hals.
Selbst der gleiche Reitlehrer sagt zu zwei Reitern völlig unterschiedliche Sachen, die sich teilweise widersprechen. Die eine soll den Kopf nach oben holen und die andere den Hals verlängern.

Woher weiß ich denn jetzt ob ich:

die Hände hoch und breit, tief und breit, breit und hoch oder eng und tief nehmen soll.
den Kopf meines Pferdes hoch, runter oder Buggelenkshöhe haben will.
mein Pferd auf garkeinen Fall biegen soll oder auf jeden Fall von einer in die andere Biegung wechseln soll.
mit Tempo oder in Zeitlupe reiten soll.
innen, außen oder in der Mitte sitzen soll.
nur leichttraben oder immer aussitzen soll. 

Man könnte ja fast wahnsinnig werden vor Auswahl und Möglichkeiten? Wie soll man da den Durchblick behalten und sich entscheiden was man davon jetzt macht?

Tief durchatmen. Ich mache es kurz:
Gar nicht!
Jetzt das große Aber, aber alles hat seine Daseinsberechtigung.
Und ja, auch wenn sich vieles auf den ersten Blick widersprechen mag.

Jede dieser „Reitweisen“ bedient sich verschiedener „Werkzeuge“. Viele Werkzeuge sind sehr ähnlich, so haben die Einen einen schwarzen Hammer und die Anderen einen grauen, aber es gibt auch ein paar Werkzeuge, die sind sehr unterschiedlich und das obwohl sie vielleicht für den selben Gebrauch angewendet werden.

Welches „Werkzeug“ du wann benutzen kannst findest du nur heraus, wenn du es mal nutzt. Es mal in die Hand nimmst und damit arbeitest. Siehst was du damit bauen kannst. Manche „Werkzeuge“ wandern in den griffbereiten Arbeitsgürtel und andere legst du in deinen Werkzeugkoffer um sie zu holen, wenn du sie brauchst. Manche Werkzeuge schmeißt du auch in den Müll und manche davon holst du sogar vielleicht daraus wieder hervor.

Anderes banales Beispiel: Ich möchte eine Kreuzschraube rausdrehen und benutze dafür einen Kreuzschraubenzieher. Super, war funktional und hat geklappt. Ich könnte die Kreuzschraube aber auch mit einem Schlitzschraubenzieher herausdrehen. Wäre genauso funktional gewesen. Möchte ich aber eine Schlitzschraube mit einem Kreuzschraubenzieher drehen, dann kann ich das lange versuchen.

Worauf ich hinaus will ist: Es gibt kein klares „das ist falsch“ und „das ist richtig“. (Solange wir hier nicht von grober Gewaltanwendung reden!) Es gibt nur ein „das ist funktional“. Die Hände hoch zu tragen ist nicht falsch, aber wenn es in dem Moment nicht funktional ist und das Pferd zB. oben festgehalten wird, dann war dieses „Werkzeug“ gerade nicht passend. Das macht aber das Werkzeug an sich nicht schlecht.

Wenn du also das nächste Mal ein „Werkzeug“ im Unterricht an die Hand bekommst, dann frag doch einfach mal wofür es gedacht ist und probiere es aus. In den Koffer legen kannst du es immer noch und deine Auswahl an „Werkzeugen“ so immer größer werden lassen.

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