Von Gurten und lahmen Pferden

Wer reitet der braucht einen passenden Sattel…Ja schon klar, aber was ist mit dem Gurt?

Der Trend in der Pferdeszene geht ja immer mehr zum Kurzgurt. Zumindest fühlt es sich so an. Doch gerade bei Kurzgurten warten einige Punkte auf die unbedingt geachtet werden sollte.

Aber kurz mal zur Anatomie: Der Ellenbogenhöcker (Olecranon) liegt genau am Ellenbogengelenk. Dieses wird aus dem Oberarmknochen (Humerus) und dem Unterarmknochen (Antebrachii) gebildet. Das Olecranon bietet Ansatz für einige Muskeln und begrenzt die Bewegung des Ellenbogengelenks.

1. Muskulus triceps brachii – dreiköpfiger Oberarmmuskel

Dieser Muskel zieht gleich mit drei Muskelbäuchen zum Ellenbogenhöcker. Einer kommt vom Schulterblatt, die zwei anderen jeweils innen und außen vom Oberarmknochen. Er sorgt vor allem für die Streckung des Ellenbogengelenks.

2. Muskulus flexor digitalis profundus – Tiefer Zehenbeuger oder besser bekannt als: tiefe Beugesehne!

Ja auch die tiefe Beugesehne gehört zu einem Muskel. Dieser zieht ebenfalls vom Olecranon das ganze Bein hinunter bis zum Hufbein tief im Huf verankert. Auf ihrem Weg dort hin wird sie umlagert von Sehnenscheiden. Die tiefe Beugesehne, das Hufbein und der Schleimbeutel (Bursa podotrochlearis), der die Sehne im Huf unterlagert, bilden zusammen die Hufrolle.

Jeder der sich mit dem Ellenbogen schon mal so richtig die Kante gegeben hat weiß: Das tut verdammt weh!

Jetzt stelle man sich vor, man würde bei jeder Armbewegung mit dem empfindlichen Ellenbogen an etwas anstoßen. Sehr unangenehm. Doch leider geht es so einigen Pferden jeden Tag. Grund dafür —> ein unpassender Sattelgurt!

Gerade Kurzgurte werden oftmals zu kurz ausgewählt. Die Schnallen liegen zu dicht am Ellenbogen und das Pferd schrabt bei jedem Schritt dort vorbei. -Aua- Das sorgt für eine Reihe von Problemen.

So würde der Gurt eindeutig stören. Zu dicht am Ellenbogen und auch die Schnallen liegen zu tief.
  • Hautirritationen: Wunde, haarlose Stellen oder gar narbiges Gewebe entsteht
  • die oben genannten Muskeln werden gereizt und können verspannen. Ist der Triceps betroffen mangelt es den Pferden oft an Raumgriff. Hierfür muss dieser Muskel dehnfähig sein um das Bein weit nach vorne hinaus zu lassen.
  • Ist der Muskel der tiefen Beugesehne verspannt, gibt dieser unmittelbar Zug auf die Beugsehne! Sehnenprobleme jeglicher Art sind vorprogrammiert. Sehnenentzündungen, Risse, Sehnenscheidenentzündungen, Hufrollenprobleme (Rehepferde!), Hufgelenksentzündungen, Lahmheiten der Vorderhand, gestörtes Hornwachstum.
  • Nervenreizungen: Der Nervus ulnaris verläuft sehr dicht am Olecranon entlang. Auch er kann durch ständige Traumen irritiert werden. Taubheitsgefühle der Vorderbeine oder gar Halswirbelsäulenprobleme können entstehen.
  • Knöcherne Zubildungen: Überbeine können sich als Schutzreaktion am Knochen bilden.
  • Gelenkentzündungen

Um dies als nur einige Folgen eines dauerhaft unpassenden Gurtes zu nennen.

Also Checkliste für deinen Gurt:

Auch hier muss auf die Klettverschlüsse geachtet werden.
  •  Es kommt sehr wohl auf die Länge an! Achte darauf, dass die Schnallen genug Abstand nach oben zum Ellenbogen haben. Wähle beim Kurzgurt lieber eine Nummer länger.
  •  Schneidet er auch nach vorne nicht ein und liegt weit genug hinten?
  •  Je breiter der Gurt, desto besser wird der Druck verteilt. Ist er zu schmal kann es zu Druckstellen entlang des Gurtes kommen. Ähnlich bei einer Plastiktüte, die beim Tragen in die Hand einschneidet.
  • Ellenbogenfreiheit. Mittlerweile gibt es ja genug Gurte, die eben solche haben. Achte darauf, dass diese dann aber auch richtig liegt.

Gurtkontrolle gehört zur Sattelkontrolle dazu. Sprich doch auch gerne mal deinen Sattler oder deine Physio auf den Gurt an.

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